Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Objektentnahme

Die Philosophen unter uns wissen: es gibt einen Unterschied zwischen dem Nichts und der Abwesenheit von etwas, keine Currywurst zu haben ist nicht das gleiche, wie die Currywurst seines schlimmsten Feindes nicht zu haben, und deshalb ist es auch nicht dasselbe, ob Jean-Marie Gustave Le Clézio diese Woche nicht bei uns liest, oder ob Robert Naumann und Jochen Schmidt das nicht tun werden. Den Platz auf unseren verwaisten Sockeln werden zwei besondere Gäste einnehmen, Tube, der Erfinder des Anti-Vuvuzuela-Filters, der sich aus Desinteresse geweigert hat, mit seiner Idee reich oder wenigstens weltberühmt zu werden, und Clint Lukas, das neueste Mitglied der Surfpoeten, auf deren Seite es einen Egal-Automaten gibt, den ich inzwischen benutze, um die Dialoge in meinen Romanen zu schreiben. Wer jetzt denken sollte: am 30.12. gehe ich doch nicht zu 'ner Lesung, ich muß mich doch für den 31.12. schonen, wo ich dem Jahr noch eine letzte Chance bieten will, nicht komplett scheiße gewesen zu sein, dem möchte ich die einfache Frage stellen: wann hattest Du das letzte Mal zu Silvester so richtig Spaß? Also, was soll der Quatsch? Ein leerer Stuhl bei der Chaussee ist das eine, aber ein Stuhl, auf dem Du nicht sitzt ist für uns schlimmer als eine nicht gegessene Currywurst. JS

Ein Blick in die Zukunft

Es hat immer etwas Unwirkliches, wenn jemand einen Blick in die Zukunft verspricht. Man glaubt das ja kaum, dass so etwas möglich ist und hält jede Prophezeihung für Scharlatanerie. Aber manchmal muss es eben doch gehen. Wie sonst sollte es Langenscheidt wagen, bereits in diesem Jahr einen Jugendspracheführer für 2011 vorzulegen? Die dort aufgeführten Begriffe wie Bewegungslegastheniker, Kukidentbande, MOF, Pyrokleptomanie, wegflexen und zuföhnen klingen jedenfalls alle sehr adoleszent. Wer in Erfahrung bringen möchte, was der semantische Gehalt dieser Formulierungen ist, damit er auch in den kommenden 12 Monaten mit unseren Jüngsten auf Augenhöhe zu kommunizieren imstande ist - sofern diese sich an die Vorgaben von Langenscheidt halten -, der sollte morgen um 20 Uhr 30 zu uns kommen, wo wir nicht nur lesen, sondern auch zugleich in der nachfolgenden Disko antesten werden, wie sich Silvester eigentlich ohne Knaller und Raketen feiert.
S.S.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Gib nicht auf!

Wenn es einfach schwierig wird, kann man die 143 anrufen und bekommt eine Hand dargeboten, man muß aber dafür nach Bern fahren, wo man an allen deprimierenden Punkten der Stadt entsprechende Hinweisschilder angebracht hat, was in Berlin einfach zuviel wäre. Man müßte die Telefonnummer schon mit Flugzeugen als Kondensstreifen in den Himmel schreiben. Einfacher ist es natürlich, seine depressiven Familienmitglieder bei der Chaussee abzuliefern, wir übernehmen dann für 3 Stunden die Betreuung. Diese Woche sind sogar alle von uns da, wir können also Einzelgespräche führen. Los geht es seit Dezember um 20:30, auch wenn im Internet hier und da etwas anderes steht, aber da steht auch, daß die Deutsche Bahn zu Weihnachten alle an ihr Ziel bringen wird. JS

Dienstag, 14. Dezember 2010

Hilfe für die Truppe

Bevor die Chaussee dem Beispiel der zu Guttenbergs folgen und zu ihrer Afghanistan-Reise aufbrechen wird, als dickes Dankeschön für unsere Jungs und Mädels, die dort zu Weihnachten fern der Heimat tapfer ihren Einsatz für ein friedlicheres Deutschland leisten, treten wir wie immer im RAW auf, wo es inzwischen sogar teilweise neuen Fußboden gibt. Die meisten sind dabei, aber Jochen wird durch Michael Ebeling vertreten, den man ja wohl niemandem mehr vorstellen muß. Unser erstes Buch steht fast immer besser da als unser zweites Buch, spricht das nun für das eine oder gegen das andere? Paßt die gelbe Farbe besser zu uns? Wer weiß, was "buzdolabi" heißt, und was das rumänische Wort für "Schrank" damit zu tun hat? (Den i-Punkt muß man sich jetzt mal wegdenken.) JS

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Die Tricks der DDR-Kinder

Die BZ titelt "Die Tricks der DDR-Bahner", damals hatten sie es nämlich angeblich drauf mit dem Winter. Vielleicht lief's ja auch wirklich reibungsloser, obwohl ich mich an den einen oder anderen Pendelverkehr erinnere. Immerhin konnte man noch sagen: "Scheiß Osten!", wenn sie mal nicht bereit waren, sich an die Weichen zu ketten, um sie über Nacht mit ihrer Körperwärme vor dem Einfrieren zu bewahren. Ob in der Medizin oder in der Religion, man geht gern zurück zur Weisheit der Indigenen. Schon die Kinder der Urweinwohner bewegten sich auf diesen Gleitern sicher über die Berliner Gletscher. Man kann sie im Radebeuler DDR-Museum besichtigen, einer sensationell umfangreichen Sammlung von Alltagskultur und Technikgeschichte. Gleich nebenan steht die Villa Bärenfett mit dem Karl-May-Museum, was natürlich kein Zufall sein kann. Es wäre schön, wenn es im DDR-Museum auch Dioramen und Anziehpuppen gäbe. Die Gleiter fielen übrigens ständig ab, man war die meiste Zeit mit Festzurren beschäftigt, die vereisten Lederriemen schnitten sich ins Fleisch unserer kleinen Hände, aber es hat trotzdem tiersten Fetz gemacht. Morgen wird das auch so sein, da wir bei der Chaussee dank unserer überlegenen indigenen Gleittechnik alle vollständig erscheinen werden, wobei das ja nur glaubt, wer selig wird. JS

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Kältehilfe

Es ist so kalt in Deutschland, ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet, wenn wir das Klima nicht endlich stoppen. Die armen Hunde müssen bei der Kälte barfuß gehen, wir haben das ja zum Glück verlernt. Ich brauche aber auch mal Winterschuhe, wo gibt es sowas zu kaufen? Ich kenn doch nur H&M. (Da liegt übrigens in jeder Schlüpfer-Dreierbox einer, den man nicht haben will, was soll das?) Bei meinen Wanderschuhen von Meindl ist nach 10 Jahren einfach die Sohle abgefallen, scheiß Osten! Die hätten nichtmal einen Krieg gehalten! Für diesen Donnerstag haben wir wieder feine Gäste eingeladen, für Stephan kommt Jakob Hein, und für Jochen kommt Anselm Neft. Stephan liest nämlich in einer Berliner Bücherei, und Jochen in Dresden. Soll er lieber ins Karl-May-Museum gehen oder ins DDR-Museum in Radebeul? Aber was soll die Fragerei, hier antwortet ja sowieso nie wer, vermutlich, weil es dann von Wicky allen verraten wird. Wenn ich einen Wunsch frei hätte: Ich würde gerne in der Fernsehturmkugel wohnen. Alles andere habe ich eigenlich schon, ich kann nur jeden bedauern, der mir was zu Weihnachten schenken will. Vielleicht noch: weniger Klima draußen und mehr OmU im Fernsehen. "Breaking bad" auf Deutsch? Hallo Arte?! C'est pas terrible! JS