Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Dienstag, 30. Juni 2015

"Hier wäre ein Satire-Hinweis angebracht"


Was wäre Europa ohne die Griechen? Für die Bildhauerei habe ich mal ein Beispiel rausgesucht, aus dem Schaufenster eines Fachgeschäfts für Sanitäranlagen. Man sieht hier sehr schön, wie das europäische Körperideal ohne den Beitrag von Polyklet aussehen würde. Etwas ausführlicher habe ich hier formuliert, was die EU den Griechen schuldet. Am besten an meinem Text sind aber die vielen Kommentare, aus denen man lernt, daß die FAZ-Leser ihr Feuilleton noch ernst nehmen! "Ein amüsanter Artikel - aber leider auch nicht mehr als das", schreibt ein Leser. Das gibt es doch gar nicht, ich dachte, heute würden alle Zeitungen sich mehr oder weniger als Satireblatt verstehen, wie früher die TAZ. Anders ist doch die Realität doch gar nicht zu ertragen. Weil der Chaussee das Schicksal Griechenlands und damit auch das der EU am Herzen liegt, und alle immer vom Grexit reden, schlagen wir statt dessen den "Grentry" vor. Diesen Donnerstag haben alle Griechen bei uns freien Eintritt. Und wem das noch nicht reicht, ich werde Musik machen und dieses Lied von meiner neuen Lieblingsband Isolation Berlin spielen. JS

Donnerstag, 25. Juni 2015

Wovor soll Gott die Königin eigentlich schützen?

Eine Monarchin besucht die Hauptstadt, und schon stehen die Medien Kopf. Dabei hat sie, wie schon die Beatles wussten, nicht viel zu sagen. Auch dass die politische Klasse sie umschwirrt wie die Motten das Licht, müsste doch jeden irritieren, der einigermaßen grundgesetz-sattelfest ist: Eine monarchistische Partei würde vom Bundesverfassungsgericht schneller kassiert als sie "Gott schütze die Königin" rufen könnte. Selbst mit Kommunisten ist man da in Karlsruhe duldsamer.
Aber sie ist ein ja immer noch ein "pretty nice girl", und sobald Prince Philip das Zeitliche gesegnet hat, wird der Tag kommen, von dem McCartney damals sang: "Some day I'm going to make her mine, oh yeah."


Heute Abend 20 Uhr im Frannz sind wir in der kompletten Stammbesetzung. Das sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man dereinst im Purgatorium eine gute Figur machen will.

Mittwoch, 17. Juni 2015

Was haben sie mit dem Halbnackten gemacht?

Auf meiner Reise durch den Harz fand ich in Wernigerode diese zwei eine Karl-Marx-Büste säumenden Reliefs, die mein kunsthistorisches Deutungsvermögen arg auf die Probe stellten. Nun sehe ich es so: Man muss nicht unbedingt die komplette Bibel gelesen haben, um die Ikonografie mittelalterlicher Kirchen, mit denen der Harz regelrecht zugestellt ist, interpretieren zu können. Und auch im Falle sozialistischer, politisch motivierter Kunst, lenkt das Studium des "Kapital" bei der Deutung wahrscheinlich sogar eher ab. Eher empfiehlt es sich, die Topoi und Stationen der "Geschichte des Arbeiterkampfes" aus der Perspektive der SED kennen: Kampf gegen Ausbeutung und Hunger in der Weimarer Republik, Verfolgung der Kämpfer durch die Nazis im 3. Reich, Vereinigung der beiden Arbeiterparteien im "demokratischen Sektor", heroischer Aufbau eines Arbeiter-und-Bauern-Paradieses in der DDR.


Und nun diese beiden Reliefs, die mir völlig den Stecker zogen. Beginnen wir mit dem ersten Bild: Ein an Lenin gemahnender, durch Frisur, Alter und Mantel als Intellektueller und/oder Parteileiter erkennbarer Herr und ein schnauzbarttragender Arbeiter mit Händen in den Hosentaschen (eigentlich ein Tabu in der Darstellung von Arbeitern in der DDR) halten einen dritten Mann an den Oberarmen fest, und der Alte deutet auf ein Tor, von dem wir nur ahnen können, dass es ein Fabriktor ist (auch Gartentor läge nahe). Fast wirkt die Szenerie wie eine Festnahme durch die Stasi, aber eine solche Interpretation ist ziemlich ausgeschlossen. Ist der Halbnackte ein Stahl-Arbeiter? Ein Arbeitsunwilliger, dem man ein bisschen auf die Sprünge helfen muss? Die Sichel in der Hand der Bäuerin verrät, dass wir uns noch in den 50er Jahren befinden.
Wer gehofft hatte, das zweite Bild würde die Auflösung bringen, hat sich geirrt. Der Halbnackte (wenn es denn überhaupt derselbe ist) trägt nun eine Schiebermütze und eine Fahne (wahrscheinlich eine rote) und geht zum Tor hinein. Er wird von dem Intellektuellen, dessen Gesicht nun wiederum Thälmann ähnelt, verabschiedet. Aber warum trägt man eine Fahne in die Fabrik? Worauf wartet der Gießerei-Arbeiter? Das Kind ganz rechts trägt Pionierhalstuch und ebenfalls eine Fahne. Der erste Mai? Aber wo ist der Bauer mit seinem Spaten geblieben? Was ist zwischen Bild 1 und Bild 2 geschehen? Hat der Halbnackte sein Zögern überwunden? Hat man ihn mit sanftem Druck überzeugen müssen?
Da unser Publikum künstlerisch gebildet ist, bitte ich hier um Nachhilfe.
Ach, falls ihr wissen wolltet, wer bei uns am Donnerstag im Frannz-Club zu Gast ist: Wir hatten ja eigentlich das James-Last-Orchester verpflichtet, dessen Management aus fadenscheinigen Gründen abgesagt hat. Dafür beehren uns nun zwei der besten Songschreiber Berlins: Lennart Schilgen und Sven Van Thom.
D.R.

Dienstag, 9. Juni 2015

Winnetou darf nicht sterben!

Schon in jungen Jahren mussten wir erfahren, dass es am Ende nicht immer die Guten sind, die obsiegen. In der DDR konnten wir uns wenigstens mit Gojko Mitić trösten, der zwar in Weiße Wölfe als Weitspähender Falke ebenfalls in die ewigen Jagdgründe ziehen muss, aus diesen aber in der Gestalt von Shave Head im Film Tödlicher Irrtum wieder zurückkehrt. Leider gab es Kinder, die nur Westfernsehen sehen durften. Nun hat Gojko Mitić auch im echten Leben einen längeren Atem als Pierre Brice bewiesen (angesichts der körperlichen Konstitution der beiden sicherlich nicht verwunderlich). Ob das ein später Triumph der DEFA ist? Wir wissen es nicht. Pierre wird uns auf jeden Fall fehlen. Darum hier eine kleine musikalische Hommage von jemandem, der ihm sehr nahe stand. Wir hätten sie nicht besser hinbekommen.



Weil wir selber nicht gut singen können, haben wir auch diese Woche wieder einen musikalischen Gast eingeladen, die rechte Hand der Formation Tiere streicheln Menschen, Sven Van Thom. Man nennt ihn auch Rauchende Gitarre. Komplettiert werden wir durch Uli Hannemann, auch unter dem Namen Sarky Mouth bekannt. Es wird ein toller Abend werden.
S.S. 

Mittwoch, 3. Juni 2015

Je, den Düwel ook, c’est la question! Kann ein Affe kochen?

Als der Club "Chaussee der Enthusiasten" sich wieder einmal am Lagerfeuer traf, um aufgespießte Bratwürste, Stockbrote und Marshmallows in die flackernden Flammen zu halten, um dem Knistern des Feuers zu lauschen und um die Frage zu disputieren, ob man am ersten Romansatz schon erkenne, ob man es mit einem epochalen Werk zu tun habe, da sprang Stephan Serin mitten im Gespräch auf - einen Marshmallow in der linken und eine siebenschwänzige Geißel in der rechten Hand. "Brüder", so hub er an zu sprechen, "glaubt ihr, ein Affe, sagen wir ein Schimpanse, sei in der Lage, eine gekochte Süßkartoffel von einer rohen zu unterscheiden?"
Frappiert kraulte sich Dan Richter seinen bis an den Bauchnabel reichenden, kunstvoll geflochtenen Bart und japste: "Ja."
Jochen Schmidt und Andreas Kampa hingegen brachten ihre multiplen Zweifel mit der Geste des Kopfwackelns zum Ausdruck. Schweigend, da ihre Münder voll mit Lagerfeuergebrutzeltem.
Die alsbald wortreich, schelmenhaft und weise geführte Debatte, wurde nach drei Nächten mit dem Hinweis abgebrochen, man könne ja auch die Experten Jacinta Nandi und Ahne zu diesem Thema befragen und sie am Donnerstag, dem 4. Juni 2015 zu einer ungeheuer fetzigen Lesebühnenshow im Frannz-Club einladen.
Mit dieser salomonischen Entscheidung waren alle zufrieden und bliesen mit schalkhaftem Lächeln das Lagerfeuer aus.