Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Mittwoch, 29. Februar 2012

Charles Darwin hatte Unrecht



Dass Darwins Evolutions-theorie ziemlich leicht zu widerlegen ist, veranschaulicht dieses Photo in wunderbar plakativer Weise. Würden sich die Arten in einem unerbittlichen Selektionsprozess gegenseitig eliminieren, dann dürfte hier wohl kaum die grüne Paprika mit aufs Bild, denn sie weist, wie man es auch betrachtet, keines der Merkmale auf, das ihr im survival of the fittest irgendwie von Nutzen wäre. Ihre Farbe grenzt an Körperverletzung. Wer mutet sich schon freiwillig den Anblick eines grünen Exemplars zu, wenn er seine Küche auch mit warmen Tönen wie gelb, orange und rot dekorieren kann? Sicherlich, sie muss sich auf dem Photo hinter ihren attraktiveren Artgenossen verstecken, was als Hinweis verstanden werden kann, dass diese sich ihrer schämen. Aber bei konsequenter Anwendung der sexuellen Selektion wäre sie längst vom Markt verschwunden. Das gleiche gilt für ihren Geschmack. Während die gelbe, die orange und rote Variante saftig und süßlich angenehm für jeden Gaumen sind, möchte man ihre herb bis bittere Schwester am liebsten wieder ausspeien. Gäbe es eine natürliche Auslese, die grüne Paprika wäre längst weg vom Fenster. Sicherlich könnte man einwenden, sie überlebt gerade, weil sie nicht schmeckt und vom Menschen verschmäht wird. Aber warum nutzt der Homo sapiens dann nicht die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der künstlichen Aussonderung und macht ihr ein für alle Mal den Garaus? Wieso muss ich jedes Mal beim Kauf einer Dreiertüte ein Stück wegwerfen, weil es die falsche Farbe hat? Warum hat sich Darwin diese Fragen nicht gestellt? Das muss ihm doch auch schon aufgefallen sein, dass in jeder Tüte immer mindestens ein grünes Exemplar ist. Vermutlich weil seine ganzes Theoriegebäude dann in sich zusammengebrochen wäre. Tja, wenn man sein Leben lang nichts anderes getan hat, als zu forschen, dann ist die Angst groß, plötzlich mit leeren Händen dazustehen und man blendet so manch unliebsame Wahrheit lieber aus. Dabei liegt die entscheidende Frage so nah: Warum gibt es überhaupt grüne Paprikaschoten? Wir werden sie morgen beantworten und außerdem darüber diskutieren, wer bei der Chaussee der Enthusiasten eigentlich die grüne Paprika ist. Mindestens sechs kommen theoretisch dafür infrage.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Schoethe und Giller

Wann ist man in Deutschland ein etablierter Autor? Wenn man "davon" leben kann? Wenn man im Schul-Lesebuch steht? Wenn man auf der Straße erkannt wird? Das läßt sich alles noch steigern: wirklich etabliert ist man erst, wenn es einen auch als Salzstreuer gibt. Bei diesem schönen Modell hat Goethe einige Sorgenfalten, während Schiller sich anscheinend keinen Kopf macht. Das Ranking "Goethe und Schiller" scheint ja für immer festzustehen, denn es ist äußerst unwahrscheinlich, daß eine kommende Germanisten-Generation daran noch einmal etwas ändern wird: "Goethe und Schiller? Warum eigentlich? Schiller und Goethe!" Nein, Goethe ist und bleibt der FC Bayern der Dichtung, selbst wenn er in der Krise ist und neuerdings manche Spieler schon "woanders" unterschreiben. Die Hersteller ordnen Goethe denn auch dem Pfeffer zu, damit legen sie sich auf eine Gewürzhierarchie fest: Salz sein ist schon nicht schlecht, aber Pfeffer steht höher. Und deshalb heißt es bei dem abgebildeten Produkt zungenbrecherhaft "Schiller und Goethe" statt wie gewohnt "Goethe und Schiller", denn es heißt ja auch "Salz und Pfeffer" und nicht "Pfeffer und Salz", und daran läßt sich nun wirklich nichts mehr drehen. Die letzte schlaflose Nacht habe ich damit verbracht, innerlich herauszubekommen, ob bei "Goethe und Schiller" eigentlich Goethe stärker betont wird, oder bei "Schiller und Goethe". Bei "Simon und Garfunkel" ist ja auch Simon der bekanntere. (Bei "Simon und Simon" kann man sich streiten.) Heute gibt es bei uns "Strübing & die Enthusiasten", bzw. "Die Enthusiasten & Strübing". JS

Donnerstag, 16. Februar 2012

Schlumpfimismus

Wußtet ihr, daß die Deckel von den gelben Überraschungsei-Kapseln heutzutage so komisch angebammelt sind, damit sich niemand beim Deckelschnipsen verletzt? So fürsorglich ist unser Staat, man kann sich drauf verlassen, daß er einem alle Lebensgefahren aus dem Weg räumt. Irgendwann werden unsere Seen nur noch einen halben Meter tief sein, damit niemand drin ertrinkt. Und die Sonne wird im Sommer gedimmt, wegen Hautkrebs. Was man auf dem Bild sieht, sind nur scheinbar die aktuellen Ü-Ei-Schlümpfe. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Szene, wie wir sie jede Woche bei der Chaussee erleben, einer liest vor, und die anderen schlafen vor Langeweile ein. Oder ist es anders? Einer liest ein Buch, und die anderen schlafen vor Langeweile ein, weil er nicht laut vorliest? Oder liest einer ein Buch, und die anderen schlafen vor Langeweile ein, weil sie das Buch schon kennen? Oder alle schlafen vor Langeweile ein, nur einer nicht, weil er ein Buch liest? Es kommt ganz darauf an, ob man die Sache schlumpfimistisch oder optischlumpfisch sieht. Heute haben wir wieder unser Ex-Mitglied, Gehirni, den Computer-Schlumpf Volker Strübing zu Gast. Außerdem, wie immer mit dabei: Taubi, der Hörgerät-Schlumpf, Klumpi, der Klumpfuß-Schlumpf, Bohni, der Schilddrüsen-Schlumpf, Wie-ist-da-oben-die-Aussichti?, den Giraffen-Schlumpf und Attraktivi, den Muskel-Schlumpf. Einer scheint nicht in die Reihe zu passen, wer die Antwort weiß, kann sich dafür von uns einmal schlumpfen lassen. JS

Dienstag, 14. Februar 2012

Erklärung der Berliner Lesebühnen

Berliner Lesebühnen fordern:

Schokoladen schließen!

Klappt die Bürgersteige hoch!

Der Letzte macht das Licht aus!

Seit 1989 sind in Berlin Dutzende von Lesebühnen entstanden: Ensembles von Autorinnen und Autoren, die in Kneipen und Clubs ihre neuen Geschichten vorlesen.

Berlin schmückt sich gern mit diesen Veranstaltungen, die jedes Jahr von Tausenden von Berlinern und Touristen besucht werden und die inzwischen etliche namhafte Kabarettisten und Schriftsteller hervorgebracht haben.

Leider interessiert sich die Berliner Politik nicht dafür, was für die Entstehung einer solchen lebendigen Szene notwendig ist: Cafés, in denen die Getränkepreise so niedrig sein können wie der Eintritt. Kneipen, in denen Künstlerinnen und Künstler einfach etwas ausprobieren können, ohne dass es Geld abwerfen muss. Clubs, deren Betreiber sich nicht ständig sorgen müssen, wie sie die grotesken Renditen für die Hausbesitzer erwirtschaften können.

Nun soll auch der Schokoladen schließen und von der Polizei geräumt werden.

Ohne Orte wie den Schokoladen wären die Berliner Lesebühnen nie entstanden!

Bis vor wenigen Jahren konnten wir uns leicht trösten, wenn wieder einer dieser Orte schließen musste. Es gab ja noch andere. Das war einmal. Heute gibt es praktisch keine Orte mehr, an denen noch etwas entstehen könnte.

Die östliche Innenstadt nähert sich einem Zustand der Stagnation.

Wir können an dieser Stelle nicht ausführlich auf den Prozess der Gentrifizierung eingehen, den wir ohne es zu wollen selbst mit angestoßen haben. Dazu haben sich andere bereits fundierter geäußert, als wir es könnten. Doch wir sehen mit Wut, wie das allgemeine und für alle Bevölkerungsschichten geltende “Recht auf Stadt” immer mehr zum Privileg der Gut- und Besser- und Bestverdiener zu werden droht.

Die Berliner Lesebühnen und ihre Freunde beteiligen sich an den Aktionen zur Rettung des Schokoladens. Und wir bitten alle, die uns kennen, uns dabei zu unterstützen.

-> Kommt zur Demo gegen die Räumung des Schokoladens:

Dienstag 21. Februar, 17.30 Uhr

Klub der Republik, Pappelallee 81

(U-Bhf. Eberswalder Str.)

-> Stellt euch der Räumung in den Weg:

Mittwoch 22. Februar, 8 Uhr

Schokoladen, Ackerstrasse 169

(U-Bhf. Rosenthaler Platz)

EINZELPERSONEN:

Ahne

Andreas Gläser

Andreas Jeromin

Andreas Scheffler

Anselm Neft

Clint Lukas

Dan Richter

Daniela Böhle

Elis

Falko Hennig

Felix Jentsch

Frank Sorge

Frédéric Valin

Hans Duschke

Heiko Werning

Helene ‘Atta’ Hecke

Horst Evers

Ingolf Penderak

Ivo Smolak aka Ivo Lotion

Jacinta Nandi

Jochen Schmidt

Jürgen Witte

Karsten Krampitz

Konrad Endler

Lea Streisand

Maik Martschinkowsky

Manfred Maurenbrecher

Marc-Uwe Kling

Micha Ebeling

Robert Naumann

Robert Rescue

Sarah Bosetti

Sarah Schmidt

Sebastian Krämer

Stephan Serin

Thilo Bock

Tilman Birr

Tobias “Tube” Herre

Udo Tiffert

Ursus Meier

Volker Surmann

LESEBÜHNEN:

Der Frühschoppen

Brauseboys

Reformbühne Heim & Welt

Liebe statt Drogen

Chaussee der Enthusiasten

Surfpoeten

Radio Hochsee

Kantinenlesen

Lesershow Wedding

Lesedüne

Lokalrunde-Die Show mit Weltniveau

Mittwoch, 8. Februar 2012

Auch Glamour macht Abfall

Manche denken vielleicht, wir Unterhaltungskünstler hätten ein glamouröses Leben, dabei müssen wir gleich nach dem Finale die Abfalleimer auf den Gang stellen, jedenfalls, wenn wir im schönsten Theater Hamburgs auftreten würden, von dem man hier einen Ausschnitt des Backstage-Bereichs sieht, von mir fotografiert. Und im RAW haben wir nicht mal so einen Bereich, sondern bekommen von den Zuschauern den Müll nach der Veranstaltung direkt in die Hand gedrückt, und selten genug wurde uns angeboten, von den Chips und Pizzen, die sich der eine oder andere mitbringt, um unsere Texte besser genießen zu können, mitzunaschen. Das macht uns aber nichts, wir kommen nicht wegen der Pizza, sondern weil wir an das Gute glauben, auch wenn wir (ich jedenfalls) nicht wissen, ob man es wirklich groß schreibt. An diesem Donnerstag wird sich Jess Jochimsen bei uns für ein anstehendes Gastspiel in Berlin warmlaufen, noch nie war er bei einer Berliner Lesebühne zu Gast, wir sind die ersten und einzigsten. Außerdem haben wir Andreas "Spider" Krenzke gewinnen können, der inzwischen so gefragt ist, daß man sein ganzes Leben als Backstage-Bereich bezeichnen könnte, wenn man dabei nicht immer gleich an Abfalleimer denken müßte. JS

Donnerstag, 2. Februar 2012

The Walking Jochen

Hallo Musikfreund des Szene-Bezirks Berlin Prenzlauer-Berg, der du gestern bis 1Uhr nachts eine Udo-Lindenberg-Live-Platte gehört hast (ich geh mal davon aus, daß du ein Mann bist): Ja, man konnte das über 4 Stockwerke hören, ja, es wurde versucht, an deiner Tür zu klingeln. Solltest du gerade dabei gewesen sein, dich umzubringen, dann denke bitte das nächste mal daran, die Musik vorher auszustellen, denn nicht nur, daß du uns auf diese Weise sämtliche Zombies aus einem Umkreis von Kilometern (Kettenbildung!) auf den Hals hetzt (die Freunde reagieren nämlich auf Geräusche, remember?), sondern auch ich werde mich zum Quisling verwandeln (check it), wenn das noch einmal vorkommt. Aber vor allem: "Daumen im Wind" ist der weitaus bessere Soundtrack für einen Selbstmord als ein verrottetes Live-Album dieses Untoten unter den deutschen Rock-Barden. Heute unterstützen uns bei der Chaussee Klaus Cäsar-Zehrer mit einer Gonzo-Reportage über seine Bewerbung bei der Praline als Nacktmodell und Altmeister Volker Strübing, der sogar unser Februrar-Monatsgast ist. JS