Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Mittwoch, 15. April 2015

Trostpflaster und doofes Pflaster


Zur Zeit läuft im Prenzlauer Berg ja wieder ein beispielloses Werk der Zerstörung, der großflächige Austausch der klassischen "Schweinebäuche" genannten Granitplatten gegen scheußliche graue Ungetüme aus China, die einem den Spaß am Spazieren nehmen. Den Unterschied sieht man auf dem Foto, unten der Lausitzer Granit, der, vom Regen angefeuchtet, in tausend Farben schillert, jede Platte ein Unikat mit seiner eigenen Seele, darüber die Machwerke aus dem chinesischen Unrechtstaat. Wer übrigens behauptet, der Osten sei durchweg grau gewesen, kann hier sehen, wie wirkliches Grau aussieht. Begründet wird diese Barbarei damit, daß das Zurechtschleifen der alten Platten, die noch von vor dem Krieg stammen und hier und da ja auch tatsächlich noch Spuren von Granateinschlägen zeigen, teurer ist als der Import von Granit aus China. Das kann nur damit zu erklären sein, daß die chinesischen Platten in Kinderarbeit hergestellt werden. Gerade erst hatte ich über das Berliner Straßenpflaster geschrieben, das mir so ans Herz gewachsen ist, wie man hier im Blog zu meiner "Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland" nachlesen kann, und jetzt das! Damit verliert der einzige Raum, der im Prenzlauer Berg noch zum Träumen einlud, seinen Charme, nämlich das Pflaster, auf das man bisher noch starren konnte, wenn man sich vom Anblick der Umstandsmode-Shops erholen wollte. Der Grund, warum das hier im Bezirk passiert, ist übrigens, daß noch Geld aus irgendeinem Fördertopf übrig war, das muß dann eben verbraten werden. Aber die Grünflächen kann man nicht mehr pflegen. Warum dieses Geld nicht benutzt wird, um das historische Pflaster wieder sauber zu verlegen, sondern um es gegen Mafia-Granit aus China auszutauschen, wüßte ich gerne. Die Schweinebäuche verschwinden übrigens auch gerne mal spurlos, d.h., sie werden gestohlen und verkauft, vermutlich nach China. Zum Glück ist die Chaussee ja jetzt in den Prenzlauer Berg gezogen, um zu retten, was zu retten ist, und das werden wir diesen Donnerstag im Frannz auch wieder tun. JS

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