Eine der unangenehmen
Begleiterscheinungen des Älterwerdens sind die zunehmenden Zweifel
an der Zurechnungsfähigkeit des eigenen Geschmacks. Benötigt man
als junger Mensch zumeist lediglich eine wesentliche Information, um
mit absoluter Gewissheit entscheiden zu können, ob ein Film das Zeug
zum Klassiker hat – beispielsweise weil der iranische Regisseur
aus seiner Heimat fliehen musste – oder ob ein Song einfach nur
peinlich ist – etwa weil die Band mal im Vorprogramm von U2 auftrat
-, so erreicht jeder irgendwann trotz aller guten Vorsätze die Phase
im Leben, in der er sich den Film zunächst doch wenigstens ansieht
oder das Lied anhört, bevor er sich sein Urteil bildet. Und auf
einmal ertappt man sich dabei, wie man einen Song von Element of
Crime mag, obwohl man doch eigentlich vor zehn Jahren mal das Hörbuch
zu Herr Lehmann geschenkt bekam und die CD nach wenigen Sekunden
wieder weglegte, weil man die Stimme von Sven Regener nicht ertrug.
Was würde als nächstes passieren? Dass man über Achim Achilles
lacht oder die Kolumnen von Harald Martenstein amüsant findet? Ganz
so schlimm ist es bei uns noch nicht, aber auch wir stellen uns immer
öfter die Frage, inwieweit unsere Ansichten noch Ausdruck strenger
geschmacklicher Qualitätsansprüche sind oder einfach nur Ergebnis
einer sich verstärkenden, rührseligen Alterssentimentalität, so
beim nachfolgenden Song von Etienne Daho. Deswegen möchten wir
lieber euren Schwarmgeschmack entscheiden lassen, bevor wir uns
festlegen. Wir wissen zwar nicht, wie alt ihr seid, aber zumindest
wüssten wir, wie sich die Mehrheit positioniert. Also, thumbs up
oder thumbs down?
Solltet ihr euch an dieser Umfrage
nicht in repräsentativer Zahl beteiligen, so wird Jakob Hein diese
Frage beantworten müssen, der zwar nicht bei Facebook ist, aber
Berlins bedeutendster Psychiater und diesen Donnerstag in dieser und
seiner Rolle als Autor unser Gast.
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