Mittwoch, 27. April 2011
Post-Osterale Depression
Das Bild fängt die Osteratmo in einer westdeutschen Vorortsiedlung ein, da bleibt so mancher Hase liegen, weil er für ein Kunstwerk gehalten wird. So geht es unseren Texten ja auch meistens, letzte Woche stand im Gästebuch: "Texte veröffentlichen!" Wir haben uns beeilt und schon diese Woche werden ca. 12 Bücher von uns auf dem Büchertisch versteckt sein. Außerdem haben wir als Show-Act Sven van Thom eingeladen, den einen von "Tiere streicheln Menschen", wo wir immer so gerne hingehen. JS
Mittwoch, 20. April 2011
Computerfrische Texte, mundgelesen
Werbung ist wie DDR, nur daß man nichts mehr dagegen machen kann. Wenn normale Dinge (Brötchen aus dem Ofen), nur weil sie einem von der Backstubenmafia vorenthalten werden, im nächsten Schritt als besonderes Feature angepriesen werden, kommen DDR-Heimatgefühle auf. Noch besser: wenn mit Dingen, von denen man überhaupt nichts hat ("handgeschnittene" Brötchen?), geworben wird. ("Brötchen, jetzt zum selber Aufschneiden!", "Brötchen, für jeden Aufstrich ideal geeignet!") Ich habe die Bäcker-Darstellerin an diesem potemkinschen Backstand im Gießener Bahnhof beim Hand-Anschneiden der Brötchen beobachtet und frage mich bis heute, wie der handgeschnittene Brötchenschlitz das Desaster eines aufgebackenen Backmischungsbrötchens wieder wettmachen soll. Außerdem: "ofenfrisch", ist das eigentlich ein deutsches Wort? Wenn ja, dann gibt es bei uns diesen Donnerstag wieder computerfrische Texte, handausgedruckt und mundgelesen, 12 auf einen Streich. Unser Ostergeschenk für Euch ist diesmal Gründungsmitglied Volker Strübing, der Vater von Kloß und Spinne. JS
Mittwoch, 13. April 2011
Gesäßpiercing
In Hamburg bekommen Menschen, die wegen gigantischer Gesäßpiercings auf allen Vieren gehen müssen, eigene Türöffner. Dafür gehen in Berlin viele Türen automatisch auf, und die Fahrstühle sprechen mit fränkischem Akzent (U-Bahnhof Schönhauser Allee). Ist eigentlich schonmal jemand in der M1 kontrolliert worden? Wie kann man verhindern, daß die Freifläche zwischen Kastanienallee und Schönhauser demnächst zugebaut wird? Gar nicht! Das hat wahrscheinlich was mit Entropie zu tun. Erst war von einem Parkhaus die Rede, jetzt vom Guggenheim-Museum. Der deutsche Architekt, der in Peking das Nationalmuseum baut, wird vom Spiegel zur Rede gestellt, wer stellt den Arschi zur Rede, der in Berlin seine Gebäude hinrotzt? "Die SPD müßte mal wieder eine Revolution machen." (Andreas Gläser) Die Quälfleischverwurster vom U-Bahnhof Eberswalder ("K ...'s") werden ja nach Umbau wieder hingesetzt, samt Idioten-Apostroph, die sind nehmlich een Wahrzeischn von Balin, aber wohin ist der Zeitungskiosk von gegenüber verschwunden? Es sind die kleinen Dinge, an denen eine Beziehung zerbricht. Und auf diese achten wir bei der Chaussee diese Woche wieder ganz besonders, undzwar in voller Besetzung. JS
Mittwoch, 6. April 2011
Die Gethsemanekirche, eine Filiale der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), die sich in die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) einordnet, einem Teil der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), wirbt zur Zeit auf gewohnt volkstümliche Art für eines der Kerngeschäfte der Branche, die kostenlose Bereitstellung von Gebetsraum, offenbar auch für Nicht-Mitglieder. Ein sympathisch provisorisches Werbebanner in Gestalt eines mit Schablonierschrift von Hand bestempelten Bettlakens unterstreicht, dass hier einmal unbürokratisch und schnell geholfen werden soll. Der Service wird offenbar wöchentlich angeboten, wobei der Zeitpunkt mit Freitag um 22:00 nicht ungeschickt genau auf die Nahtstelle von Arbeit und Reproduktion gelegt wurde. Vermutlich wird nicht nur der Gebetsraum bereitgestellt, sondern auch das Gebet, das vom Oranten nach Verlesung durch "Amen" bestätigt werden kann, quasi der Entertaste, um sich dann zum Wohle Japans konzentrisch auszubreiten, sofern Gebete das tun. Wer jetzt denkt: das ist ja genau wie bei der "Chaussee", nur am falschen Tag und zur falschen Uhrzeit, viel preiswerter und an einem ganz anderen Ort, und noch dazu geht es um eine ernste Sache, der hat Recht! Aber in 2000 Jahren sehen wir uns wieder, wenn von eurem Lohn eine Lesebühnensteuer abgezogen wird, für den Erhalt von Lesebühnengebäuden in jedem Viertel der Stadt, wo man dann jede Woche ein paar Sätze aus einem uralten Buch vorgelesen bekommt und wenigstens für eine Stunde das Gefühl hat, kein ganz schlechter Mensch zu sein. JS
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