Der alte Schulhof hatte sich sehr verändert: Die Tore waren versperrt, und nur weil das eine Tor zufällig bloß angelehnt war, konnte ich ihn betreten. Aus der Raucherecke haben sie einen Basketballplatz gebastelt. Wo wir früher heimlich mal einen kleinen Spruch mit Kreide an die Wand malten, prangen heute stolze Graffiti.
Die 60-Meter-Bahn ist verschwunden. Und aus den mickrigen Strünken sind prächtige Linden geworden. Die abblätternde Farbe der Fassade haben sie kunstvoll wieder angeklebt.
Und doch - ich hatte sofort wieder den Geruch des Schulgebäudes in der Nase, ohne dass ich es betreten hatte: Der Pubertäts-Schweiß, an dessen Dichte man praktisch die Uhrzeit ablesen konnte. Nach der sechsten Stunde war er unerträglich. Die Mischung aus Pisse und Reinigungsmittel in der Nähe der Toiletten. Ein Hauch von Bohnerwachs. Holz/Leim/Gummi in der Nähe des Werkkellers. Wöchentlich fluktuierende Dämpfe aus dem Chemie-Labor (im Bild unten links). Und über allem schwebte immer, und das war auch nach den intensivsten Putz-Subbotniks nicht wegzukriegen das Aroma vergorener Milch. Unsere alte Frühstücksmilch klebte in den Mülleimern, jeder einzelne Tafelschwamm bestand zu 10% aus Milchsäurebakterien, Altmilch hing in unserer Kleidung und unseren Mappen, sie war ins Linoleum und in die Steintreppen eingesogen. Wir düngten den Asphalt mit ihr.
Die ersten drei, die wissen, welche Schule hier abgebildet ist, bekommen für heute Abend zwei Freikarten.
Es lohnt sich; denn unsere Gäste sind Rayk Wieland und Spider.
(D.R.)
Donnerstag, 26. April 2012
Mittwoch, 11. April 2012
Die seltsame Stadt
Die auflagenstärkste Wochenzeitung titelt mit einem Kind, das eine Pistole hält: "Die Roma kommen."
"20 Minuten" ist gratis.
Alle sehen in dieser Stadt so gesund aus, selbst die Raucher und die Penner.
"Richard III." in der Übersetzung von Thomas-Brasch im Theater, und ich erwische ausgerechnet im dämonischsten Shakespeare-Stück den Sitzplatz mit der Numer 666.
Das türkische Wort "Haydi" heißt auf deutsch "Auf!" oder "Los!"
Warum sitzt der Denker überm Höllentor?
Öffentliche Toiletten sind gratis, smart designt und sauber.
Ein Schlumpf promovierte hier und ist jetzt Präsident.
Heute abend fahr ich Zug nach Zug.
Wo bin ich?
"20 Minuten" ist gratis.
Alle sehen in dieser Stadt so gesund aus, selbst die Raucher und die Penner.
"Richard III." in der Übersetzung von Thomas-Brasch im Theater, und ich erwische ausgerechnet im dämonischsten Shakespeare-Stück den Sitzplatz mit der Numer 666.
Das türkische Wort "Haydi" heißt auf deutsch "Auf!" oder "Los!"
Warum sitzt der Denker überm Höllentor?
Öffentliche Toiletten sind gratis, smart designt und sauber.
Ein Schlumpf promovierte hier und ist jetzt Präsident.
Heute abend fahr ich Zug nach Zug.
Wo bin ich?
Donnerstag, 5. April 2012
Wat ooch mal jesagt werden musste
Warum nur schweigen wir so lange!
Eine Woche fast ist vergangen.
Zeit! Oh, Unerbittliche du,
die du den Reichen nicht
noch auch den Armen verschonst.
Betrügerin oder Betrogene?
Doch löst sich schon die Feder,
nicht die der Gans, deren Kiel
zu Nutzen ward Millionen vor uns.
Die Feder der Laptoptastatur,
auf heimlich-schaurige Weise
Pixel formend, die Tinte
unseres Jahrhunderts.
Und nun, die Uhr tickt gnadenlos,
letzte "Striche", korrigiert
das Autorenkollektiv,
stets bedenkend, den Hörern
das Beste zu geben.
Nicht was sie erwarten,
sondern was sie verdienen.
Ohne Maulheldentum.
"Comedian", "Kabarettist",
die Verdikte sind geläufig.
Flinke Lippen, kecker Blick.
"Unterhalte uns!", wispert die Masse.
"Belehre sie!" nagt die Vernunft.
"Seid keine Frösche!",
sag icke.
Eine Woche fast ist vergangen.
Zeit! Oh, Unerbittliche du,
die du den Reichen nicht
noch auch den Armen verschonst.
Betrügerin oder Betrogene?
Doch löst sich schon die Feder,
nicht die der Gans, deren Kiel
zu Nutzen ward Millionen vor uns.
Die Feder der Laptoptastatur,
auf heimlich-schaurige Weise
Pixel formend, die Tinte
unseres Jahrhunderts.
Und nun, die Uhr tickt gnadenlos,
letzte "Striche", korrigiert
das Autorenkollektiv,
stets bedenkend, den Hörern
das Beste zu geben.
Nicht was sie erwarten,
sondern was sie verdienen.
Ohne Maulheldentum.
"Comedian", "Kabarettist",
die Verdikte sind geläufig.
Flinke Lippen, kecker Blick.
"Unterhalte uns!", wispert die Masse.
"Belehre sie!" nagt die Vernunft.
"Seid keine Frösche!",
sag icke.
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