S.S.
Dienstag, 23. November 2010
Ein letztes Mal Chaussee der Enthusiasten ...
um 21 Uhr. Es kommt nicht oft vor, dass man sich, wenn man über 30 ist, noch traut, sich einen Traum zu erfüllen. Wir bilden da keine Ausnahme. Darum verdängen wir unsere Träume lieber, statt von ihnen zu träumen. Das heißt jedoch nicht, dass wir nichts tun. So haben wir uns nach einem etwa vier Jahre währenden Diskussionsprozess nun endlich darauf verständigt, die Veranstaltung ab nächster Woche bereits um 20 Uhr 30 beginnen zu lassen, eine Zeit, die sich nicht nur jeder Depp merken kann, sondern die so singulär und avantgardistisch ist, dass man schon den eisernen Vorhang zur Seite schieben muss, um eine Veranstaltung aufzustöbern, deren Begrüßungsgong zu ebenso origineller Stunde ertönte. Welches kulturelles Ereignis das war, fällt mir jetzt auch nicht ein, dafür aber, dass wir für unsere letzte 21 Uhr-Chaussee den Schweizer Michael Stauffer haben gewinnen können, mit dem sich Jochen schon mal den Open-Mike-Literaturpreis der Literaturwerkstatt Berlin teilen musste. Und eine Frau hat unser Gast auch dabei, das ist aber eine Überraschung.
S.S.
S.S.
Mittwoch, 17. November 2010
Terrorwarnung zurückgenommen
Wir wissen nicht, woher unser Bundesinnenminister seine Informationen nimmt, aber für die Stenzerhalle müssen wir die Terrorwarnung zurücknehmen. Nach unseren Erkenntnissen, und dabei berufen wir uns auf die Beobachtungen, die wir alle in den letzten Jahren gemacht haben, sind auf dem RAW-Gelände keine Anschläge geplant, weder von Al-Qaida noch von irgendeinem anderen Investor aus dem islamischen oder nichtislamischen Kulturkreis. Um Eurem Sicherheitsbedürfnis zusätzlich Rechnung zu tragen, werden wir aber die Vorsichtsmaßnahmen, die schon an einem normalen Donnerstag außergewöhnlich sind, morgen noch mal erhöhen und alle darauf achten, ob uns etwas auffällt. Verdächtige werden sofort an der Bar gemeldet und mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten kommen bei uns diesmal für nur 4 Euro rein. Dass wir trotz der angespannten Lage weiter unsere interkulturelle Hand in alle Richtungen ausgestreckt lassen, beweist der morgige Besuch von Nikolic, dessen Balkangrooves und Alltagsarien schon so manche Veranstaltung vor der Bedeutungslosigkeit gerettet haben.
S.S.
P.S. Ab Dezember beginnen wir unsere Lesung bereits um 20 Uhr 30.
S.S.
P.S. Ab Dezember beginnen wir unsere Lesung bereits um 20 Uhr 30.
Donnerstag, 11. November 2010
Wer macht mit?
Es ist wohl das erste Mal in der Geschichte der Chaussee, dass es nicht möglich ist zu sagen, wer diesmal eigentlich mitmachen wird. Manche von uns sind auf Tour, andere nicht, wer von uns sich in welcher Situation befindet, wissen wir selber nicht so genau. Zumindest möchte niemand es den anderen verraten. Dass die Abwesenden vertreten werden, ist bei uns eine sorgsam gepflegte Tradition, darüber, wer eingewechselt wird, ist jedoch noch nicht abschließend entschieden. Wir sind also selber ganz gespannt, wer von uns heute in die Stenzerhalle kommen wird und welche Gäste uns dort erwarten. Es wird auf jeden Fall eine Show werden, die so was Showartiges hat, dass man am Ende mit einem Gefühl nach Hause geht. Überdies gibt es auch noch eine DJane. So nennt man eine Frau, die Musik auflegt. Einen Mann, der Musik auflegt, nennt man DJ. Das wirkt im Grunde ein bisschen steif und unmodern, denn nach Genderkompatibilitätsmaßstäben dürfte es eigentlich nur einen pangeschlechtlichen Sammelbegriff geben: DJIn. Aber darüber werden wir sicherlich heute während der Veranstaltung noch sprechen können.
S.S.
S.S.
Mittwoch, 3. November 2010
Wir wurden betrogen
Man lernt natürlich nie aus. Auch nicht diese Woche. Zum Beispiel musste ich am Montag erfahren, dass es völlig überflüssig ist, sich bei Durchfall einen strengen Diätplan aufzuerlegen. Der hat auf den Genesungsprozess keinerlei Auswirkung. Im Gegenteil, man kann weiterhin unbesorgt das essen, was man möchte. Mit Wut habe ich in diesem Moment an den einen Sommersonnabend im Jahr 1988 zurückdenken müssen, als meine Mutter ein ganzes Blech leckeren Pflaumenkuchen gebacken hatte, doch mir meine Eltern nicht ein einziges Stück abgaben, mit der Begründung, wir müssten später noch zu meinen Großeltern fahren und könnten es uns nicht leisten, ständig wegen mir anzuhalten, damit ich mal schnell in den Wald rennen könne. Das Gefühl, das ich schon damals hatte, hat sich nun bestätigt: Man hat mich betrogen. So wie man so viele andere Kinder betrogen hat, die bei den leisesten Anzeichen von Verdauungsproblemen dazu verdonnert wurden, sich tagelang nur von Fencheltee, geriebenem Apfel, Heilnahrung und Reisschleim ohne Milch zu ernähren, während die kulinarischen Köstlichkeiten für Vater und Mutter blieben. Und die froh waren, als sie am vierten Morgen das erste Mal wenigstens wieder Zwieback mit Magerkäse zu sich nehmen durften. Wenn ich meine Eltern mal wieder sehe, werde ich sie zur Rede stellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nichts gewusst haben. Aber die Aussprache wird sich sicherlich erst nach der morgigen Chaussee der Enthusiasten ereignen, bei erneut unser ehemaliges Mitglied Volker Strübing vorbeischaut, der hoffentlich langsam merkt, dass der Ausstieg bei uns ein großer Fehler war. Wer sich an einem Abend nicht auf sechs verschiedene Leser zu konzentrieren vermag, sondern nur auf einen, der könnte bei Jochen vorbeischauen, der im Roten Salon sein neues Buch vorstellen wird.
S.S.
S.S.
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