Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Mittwoch, 30. Januar 2013

Der Aufschrei

Momentan wird in den Medien viel über männlichen Sexismus debattiert. Auch wir haben uns der Diskussion nicht verschlossen und sind mittlerweile durch sie alle – Kirsten eingeschlossen – sensibler im Umgang mit dem schönen Geschlecht. Selten gab auf unserer Bühne so wenig abfällige Bemerkungen über Frauen wie letzten Donnerstag. Noch nie schauten wir auf die Damen im Publikum respektvoller herab als an diesem Tag. Selbst ich verkniff mir einen schweinischen Witz, den ich extra vorher im Internet recherchiert hatte. Doch was ist eigentlich mit dem Sexismus in die andere Richtung? Mit dem Sexismus, der von Frauen ausgeht? Der findet leider überhaupt nicht statt. Wir können uns nicht mehr daran erinnern, wann uns eine Frau das letzte Mal ihre Tanzkarte angeboten hat. Es muss mehr als ein Jahrzehnt her sein. Oder wann wir zuletzt mit Blicken ausgezogen wurden. Oft haben wir den Eindruck, unsere Zuschauerinnen stellen sich lieber noch einen zusätzlichen Rollkragenpullover vor, um nicht ganz so viele Konturen unseres Leibes zu erahnen. Wenn uns wenigstens mal wieder eine mit der Bemerkung an den Arsch griffe: „Du würdest auch eine Latexbadehose ausfüllen.“ Stattdessen sieht man in uns nur das, was wir schreiben und am Mikro von uns geben. Es ist so erniedrigend, immer wieder zu hören, dass man auch in einem Professorentalar eine gute Figur abgäbe. Jede Woche aufs Neue zu spüren, dass man sexuell gar nicht mehr stattfindet. Wir wissen, dass es vielen Männern so ergeht wie uns. Nur wenige trauen sich, offen darüber zu sprechen. Wir möchten das ändern. Hier an dieser Stelle könnt ihr Kerle über Begegnungen mit Frauen berichten, in denen ihr auf eure inneren Werte, euren Humor oder eure Intelligenz reduziert wurdet, obwohl ihr euch gewünscht hätten, dass man auch mal das Sexobjekt in euch sieht. Morgen ab 20 Uhr 30 werden wir eure Anregungen aufnehmen. Wieder mit dabei Gotti, der lustigste Schnurrbart zwischen Panke und Spree, und sein alter Weggefährte Sven van Thom, das einzige Lesebühnenmitglied Berlins, das wirklich Gitarre spielen kann. Danach gibt es übrigens die Balkan Boogie Night. Darum sollte man seine Tanzkarte morgen besser mitbringen. S.S.

Mittwoch, 23. Januar 2013

Die Gefühle der Jugendlichen

Viele Jugendliche wissen gar nicht zu schätzen, wie gut sie es haben. Denn keine Lebensphase hält solche tollen Momente und Begegnungen bereit wie die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein. Gespräche über Gefühle sind noch erfrischend unbeholfen und ehrlich, nicht so abgeklärt und kalkulierend wie später. Sicherlich ist die Wahrheit manchmal schmerzhaft, aber sie bleibt eben doch die Wahrheit. Und mit einigen Jahren Abstand wird Angela sicherlich auch eingesehen haben, dass die Bemerkung von Jordan wirklich lieb gemeint und nur zu ihrem Besten war. Wie wir einer Frau unsere Gefühle offenbaren, teilen wir euch diesen Donnerstag mit, wie gehabt ab 20 Uhr 30 im Badehaus. Wieder mit an Bord, Gotti, Meister der unerwarteten Pointe. S.S.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Was tun?

In einem sind wir uns alle einig: den Kindern gehört die Zukunft, schon allein wegen ihres Alters, das bei vielen von ihnen im einstelligen Bereich liegt. Aber wenn man sich den Nachwuchs heute so anschaut, dann wecken doch nicht wenige seiner Repräsentanten erhebliche Zweifel, ob die Zukunft bei ihm tatsächlich in guten Händen wäre. Auch unsereins hat dereinst mal über die Stränge geschlagen, aber nur in Maßen, denn wir wussten: Wenn wir es zu weit trieben, gab es die pädagogische Schelle auf den blanken Hintern. Ich erhielt beispielsweise noch mit über zwanzig einen Satz hinter die Ohren, wenn ich bei Kaffee und Kuchen auf der Couch unachtsam krümelte. Mittlerweile sind körperliche Züchtigungen Minderjähriger zu erzieherischen Zwecken aus der Mode gekommen, in manchen Landstrichen sogar geächtet. Niemand würde heute mehr auf dem Spielplatz seinem Sohn oder seiner Tochter drohen: "Wenn du das Buddelzeug nicht wegräumst, dann bekommst du eine Tracht Prügel!" Stattdessen hört man: "Wenn du das Buddelzeug nicht wegräumst, dann räumt Papa das eben selber weg." Doch was tut man, falls es nicht beim Buddelzeug bleibt? Wie reagiert man, wenn man als Eltern merkt, dass sich die eigene Brut längst nicht mehr mit Kavaliersdelikten zufrieden gibt, sondern schnurstracks auf die schiefe Bahn zusteuert? Die in folgenden Videos dargestellten Verhaltensanomalien heilt man sicherlich nicht mit einem "Bitte, hör auf! Das macht mich trauig." Bei diesen Exemplaren von Kindern sind andere Reaktionen erforderlich. Doch welche? Weil wir das selber momentan noch nicht beantworten können, werden wir darüber erst morgen ab 20 Uhr 30 im Badehaus diskutieren. Mit dabei wieder Gotti und ein Überraschungsgast.

Mittwoch, 9. Januar 2013

So langsam wie möglich



Es ist beängstigend, wie schnell die Zeit vergeht. Silvester steckt uns noch in den Knochen und dennoch ist morgen bereits der 10. Januar. Bald feiern wir wieder Thüringentag, dann die Volleyball-Europameisterschaft der Frauen und ehe wir uns versehen, heißt es wieder: Gute Vorsätze für 2014. Ab welchem Alter fängt es eigentlich an, dass einem alles zu schnell geht? Ab wann möchte man das Jetzt am liebsten festhalten, nicht mehr älter werden? Mit 30, mit 25 oder mit 21? Für mich kam schon der achtzehnte Geburtstag viel zu früh. Und wenn ich heute kleine Kinder erlebe, wie sie dem nächsten Weihnachten entgegenfiebern, dann möchte ich ihnen am liebsten mahnend zurufen: Schmeißt euch der Zukunft nicht einfach so an den Hals! Wie muss sich erst ein Achtzigjähriger fühlen, dessen Leben in Schwindel erregender Geschwindigkeit an ihm vorbeirauscht? Auf alle hier formulierten und noch andere essentielle Fragen werden wir morgen ab 20 Uhr 30 in unserem neuen Quartier Badehaus (direkt neben der Stenzerhalle) Antworten geben und dabei mit unseren Gästen Nikolic und Kolja Reichert den Abend so stark entschleunigen, dass Ihr auch noch in dreißig Jahren wehmütig an ihn zurückdenken werden.  
S.S.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Chaussee ab jetzt im Badehaus!

Manchmal hinkt die technische Entwicklung den Notwendigkeiten einfach hinterher. Oder wir sind ihr schlicht voraus? Über Jahre haben wir versucht, unseren Zuschauern eine möglichst verständliche und leicht handhabbare Wegbeschreibung zu unserem damaligen Auftrittsort zur Verfügung zu stellen. Die ganze Palette medialer Unterstützung haben wir aufgeboten: Plakate, Kreidezeichnungen auf dem gepflasterten Boden, menschliche Lotsen, komplexe Skizzen im Netz, Deals mit einschlägigen Drogenvertickern. Niemand sollte sich verirren müssen. Und dennoch wurden wir das Gefühl nicht los, dass vom Ambulatorium zur Stenzerhalle regelmäßig Fans für immer auf dem RAW-Gelände verloren gingen. Diese menschlichen Verluste wären nicht nötig gewesen, hätten es schon 2008 die Möglichkeit gegeben, die Strecke zwischen unserer früheren Location und dem Nachfolgequartier filmisch darzustellen. Mit Hilfe dieser bewegten Bilder hätte sich jeder zurechtgefunden.
Aber was bringt all das Lamentieren? Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2013. Vorhang auf für das Badehaus! Wer die Stenzerhalle gemocht hat, wird unsere neue Heimat lieben, wer nicht, auch. Der Weg ist kurz und unbeschwerlich zugleich. Von der Simon-Dach-Straße sind es lediglich zwanzig Meter. Dafür braucht man keine motorisierte Unterstützung. Das schafft man auch zu Fuß. Und dann kann man sich sogleich setzen, denn bequeme Stühle warten schon auf Gäste. Die haben die Autoren persönlich dorthin gebracht. Selbst für erfrischende Getränke unterschiedlichen Geschmacks ist gesorgt. Die Toiletten laden zum Verweilen ein. Singles beiderlei Geschlechts und jedweder sexuellen Orientierungen werden en masse erwartet. Zwischen den lustigen Wortbeiträgen gibt es zeitgemäße und situationsgerechte Musik. Und das Ganze für nur 4 Euro. Wo bekommt man so etwas heutzutage noch? So oder so ähnlich würden wohl erfahrene Werbertexter den morgigen Abend potentiellen Kunden schmackhaft machen. Mit solchen catchygen Formulierungen können wir leider nicht aufwarten. Dazu sind wir sprachlich zu früh sozialisiert worden. Wir wollen darum nur ganz nüchtern darauf hinweisen, dass morgige Show für Euch der beste Abend des Jahres wird. Das hat uns auch Gotti von Tiere streicheln Menschen versichert, der diesmal unser Stargast ist. Und wer nach unserer Veranstaltung immer noch nicht ins Bett möchte, kann uns bei den Balkan Boogie Nights auch gleich noch anfassen. Oder einfach nur tanzen. S.S.