Der alte Schulhof hatte sich sehr verändert: Die Tore waren versperrt, und nur weil das eine Tor zufällig bloß angelehnt war, konnte ich ihn betreten. Aus der Raucherecke haben sie einen Basketballplatz gebastelt. Wo wir früher heimlich mal einen kleinen Spruch mit Kreide an die Wand malten, prangen heute stolze Graffiti.
Die 60-Meter-Bahn ist verschwunden. Und aus den mickrigen Strünken sind prächtige Linden geworden. Die abblätternde Farbe der Fassade haben sie kunstvoll wieder angeklebt.
Und doch - ich hatte sofort wieder den Geruch des Schulgebäudes in der Nase, ohne dass ich es betreten hatte: Der Pubertäts-Schweiß, an dessen Dichte man praktisch die Uhrzeit ablesen konnte. Nach der sechsten Stunde war er unerträglich. Die Mischung aus Pisse und Reinigungsmittel in der Nähe der Toiletten. Ein Hauch von Bohnerwachs. Holz/Leim/Gummi in der Nähe des Werkkellers. Wöchentlich fluktuierende Dämpfe aus dem Chemie-Labor (im Bild unten links). Und über allem schwebte immer, und das war auch nach den intensivsten Putz-Subbotniks nicht wegzukriegen das Aroma vergorener Milch. Unsere alte Frühstücksmilch klebte in den Mülleimern, jeder einzelne Tafelschwamm bestand zu 10% aus Milchsäurebakterien, Altmilch hing in unserer Kleidung und unseren Mappen, sie war ins Linoleum und in die Steintreppen eingesogen. Wir düngten den Asphalt mit ihr.
Die ersten drei, die wissen, welche Schule hier abgebildet ist, bekommen für heute Abend zwei Freikarten.
Es lohnt sich; denn unsere Gäste sind Rayk Wieland und Spider.
(D.R.)
Donnerstag, 26. April 2012
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AntwortenLöschenNicht ganz, nicht ganz...
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