Zugegeben, als wir am 27.
März 2008 das erste mal mit Kirsten Fuchs als Mitglied unserer
Lesebühne antraten, war uns allen nicht ganz wohl bei der Sache.
Natürlich las sie auch schon damals Geschichten, die den einen oder
anderen Zuhörer und Zuschauer immer mal wieder zum Schmunzeln
brachten. Aber wie würde unser Publikum reagieren, wenn wir es
wagten, ihm eine Frau vor die Nase zu setzen, zumal eine, die mit
ihren 31 Jahren doch noch ziemlich grün hinter den Ohren war? Würde
es uns diese Neuerung verzeihen - obwohl wir es seit 1999 auf uns als
schönste männliche Schriftsteller Berlins eingeschworen hatten -
und Kirsten warmherzig aufnehmen? Oder sie zurückweisen und die
Herstellung alter Verhältnisse einfordern? Nun ja, unsere
schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen. Nicht nur, dass
Kirsten umgehend akzeptiert wurde, sie stahl uns auch sofort die
Show. Wie oft machten Gäste in den letzten Jahren am Einlass wieder
kehrt, wenn sie erfuhren, dass sie an jenem Abend nicht mit von der
Partie war? Wie oft vernahmen wir die Frage: Wann
liest endlich wieder Kirsten? Oder:
Wer sind diese
Männer auf der Bühne?
Wie oft gab es für ihre Beiträge frenetisches, nicht enden
wollendes Klatschen, während man uns anderen gerade mal
Höflichkeitsapplaus spendete? Wie viele ihrer Bücher gingen seit
2008 über unseren Büchertisch, während unsere Werke von den
Besuchern unserer Lesungen, wenn wir Glück hatten, bestenfalls aus
Mitleid mal durchgeblättert wurden? Wir wissen es nicht, sind uns aber
sicher, dass sie wohl auch bei der After-Show-Disko, so wir denn noch
eine hätten, an unserer statt zum Tanzen aufgefordert worden wäre.
All dieser Zuspruch hat Kirsten nicht gereicht, denn diesen
Donnerstag verabschiedet sich nun endgültig aus unserer Lesebühne,
eine Entscheidung, die wir sehr bedauern und nicht verstehen. Denn
was kann ihr das Leben ohne die wöchentliche Chaussee bieten? Nur
eine Erklärung erscheint uns halbwegs plausibel: Sie tritt aus dem
Scheinwerferlicht, damit wir nicht weiter in ihrem Schatten stehen
müssen. Tja, so sind die Frauen, immer ein großes Herz am rechten
Fleck. Wir werden sie vermissen. Und ihr sicherlich auch. Deswegen
nutzt die letzte Möglichkeit, sie noch mal als Enthusiastin zu
erleben. Plätze können auch bei uns reserviert werden.
Mittwoch, 23. Oktober 2013
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Ach Kirsten! Alles Gute! Grüße aus Kopenhagen Beate
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