Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Gebärde mit, gebärde nach, gebärde besser!

Sie schreien Zeter und Mordio, weil der Gebärdendolmetscher auf der Trauerfeier für Mandela ein Schummler war. Spricht aus diesem Skandalisieren nicht auch der Neid jener, die es sich einfach nicht getraut haben? Reiht sich der unbekannte Hände-Wedler nicht perfekt ein in die Reihe solcher sympathischer Hochstapler wie Münchhausen, Felix Krull und Gerd Postel, deren Narzissmus schon wieder bemitleidenswert erscheint?
Die Aufstiegsröhren für Hochstapler sind rar und schmal geworden, da Hierarchien durchlässiger geworden sind, Identitäten schneller und sicherer veri- oder falsifizierbar. Ein Hauptmann, der in der S-Bahn vier Soldaten auffordert, mitzukommen und die Köpenicker Stadtkasse mitgehen zu lassen, ist kaum mehr vorstellbar. Und noch weniger der damit einhergehende Glanz. Selbst die McLuhan-Warholschen 15 Minuten Ruhm sind zusammengedampft auf die Zeitspanne von 45 Sekunden, die man einem albernen Youtube-Video gönnt, sich zu entfalten.
Heute ist wieder einmal einer jener selten gewordenen Abende, an denen die komplette Chaussee-Besetzung aufkreuzt und für 120 Minuten eure Aufmerksamkeit zu fesseln versucht. Ob wir bis dahin einen Gebärdendolmetscher aufgetrieben haben, ist nicht sicher. Anfragen - auch von Laien - werden wohlwollend angenommen. Ebenso Beiträge am Offenen Mikrofon.

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