Chaussee der Enthusiasten
Die letzte Show



LESEBÜHNE - 20:00 Uhr
Nur noch am Mittwoch, dem 9.12. in der Alten Kantine

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Legendenzertrümmerung und schöne Lesung

Wusstet ihr, dass

  • Weihnachten im Ägypten des 3. Jahrhunderts zwischen Ostern und Pfingsten gefeiert wurde?
  • die Zeugen Jehovas Weihnachten für heidnischen Kokolores halten?
  • der Weihnachtsmann keine Erfindung von Coca Cola ist, die Firma aber durch Reklame in den 30er Jahren erheblich zum Bekanntwerden des New Yorker Standard-Nikolaus beigetragen hat?
  • der Adventskranz im 19. Jahrhundert von einem Pfarrer erfunden wurde, der Weihnachtsbaum aber möglicherweise auf den römischen Mithras-Kult zurückgeht?
  • wir die Tradition, dass auf 95% aller Weihnachtshits im Hintergrund immer durchgehende Achtelnoten auf Glöckchen geschlagen werden müssen, nicht nachvollziehen können?
  • die CHAUSSEE DER ENTHUSIASTEN NATÜRLICH AUCH AM 2. WEIHNACHTSFEIERTAG stattfindet und wir keinesfalls nur Weihnachtsgeschichten vorlesen werden?
  • unser heutige Stargast Konrad Endler heißt?

Donnerstag, 19. Dezember 2013

So wahr uns das fliegende Spaghettimonster helfe

Die Bundesminister haben geschworen. Alle werden das Übel von uns wenden, aber nur wenn ein Gott ihnen hilft. Wenn nicht, dann wird Däumchen gedreht. Wir müssen natürlich hoffen, dass die Minister einem Gott huldigen, der auf der Seite des Guten steht. Bei Neptun z.B. wäre ich mir nicht so sicher, wie ein heimlich mittgeschnittener Gottesdienst zeigt.
 

Regiert zu werden von einer Bande, die nach den Regeln des fliegenden Spaghetti-Monsters lebt - damit hätten wir weniger Probleme.
Unsere heutige Stammbesetzung wird übrigens bereichert um den Wissenschafts-Beauftragten Spider von der befreundeten Lesebühne L.S.D. - Liebe statt Drogen.

PS:

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Gebärde mit, gebärde nach, gebärde besser!

Sie schreien Zeter und Mordio, weil der Gebärdendolmetscher auf der Trauerfeier für Mandela ein Schummler war. Spricht aus diesem Skandalisieren nicht auch der Neid jener, die es sich einfach nicht getraut haben? Reiht sich der unbekannte Hände-Wedler nicht perfekt ein in die Reihe solcher sympathischer Hochstapler wie Münchhausen, Felix Krull und Gerd Postel, deren Narzissmus schon wieder bemitleidenswert erscheint?
Die Aufstiegsröhren für Hochstapler sind rar und schmal geworden, da Hierarchien durchlässiger geworden sind, Identitäten schneller und sicherer veri- oder falsifizierbar. Ein Hauptmann, der in der S-Bahn vier Soldaten auffordert, mitzukommen und die Köpenicker Stadtkasse mitgehen zu lassen, ist kaum mehr vorstellbar. Und noch weniger der damit einhergehende Glanz. Selbst die McLuhan-Warholschen 15 Minuten Ruhm sind zusammengedampft auf die Zeitspanne von 45 Sekunden, die man einem albernen Youtube-Video gönnt, sich zu entfalten.
Heute ist wieder einmal einer jener selten gewordenen Abende, an denen die komplette Chaussee-Besetzung aufkreuzt und für 120 Minuten eure Aufmerksamkeit zu fesseln versucht. Ob wir bis dahin einen Gebärdendolmetscher aufgetrieben haben, ist nicht sicher. Anfragen - auch von Laien - werden wohlwollend angenommen. Ebenso Beiträge am Offenen Mikrofon.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Erb-Baronien und Sozialimplikationen von Tattoos

Die Adventszeit ist die geeignetste aller Zeiten, um die kulturelle Leistung "Tätowierung" zu würdigen. Der soziale Weg, den die Unter-der-Haut-Tinte genommen hat, ist beachtlich: Seefahrer brachten sie von der Südsee mit nach Europa. In Russland, so geht die Legende, waren Seeleute am Hals in Kehlkopfnähe tätowiert und bekamen aufgrund eines Erlasses Peters des Großen, Wodka für umsonst in den Petersburger Kneipen. Statt einer mündlichen Bestellung schnippten sie sich einfach gegen die Kehle - eine Geste, die bei den Russen noch heute für "Sich besaufen" steht.
Es tätowierte sich im 20. Jahrhundert, wer sozial nichts zu verlieren hatte: Knastbrüder, Auto-Scooter-Buden-Betreiber. Und im Anschluss jene, die demonstrieren wollten, dass sie nichts zu verlieren hätten: Rockmusiker, Punks. Die Erodierung sozialer Konventionen führt schließlich zum Barriere-Bruch um die Jahrhundertwende: Jetzt wird die 60jährige von ihrer Tochter überredet, sich aus optischen Gründen "was Schinesisches steschen" zu lassen, wo früher ein "Streenchen" beim Frisör gereicht hätte. Aber obwohl in Deutschland heute jeder Vierte zwischen 30 und 40 tätowiert ist, sind die Dauerbemalten immer noch nicht auf der sicheren Seite.
Tätowierte tendieren eher zu riskantem Verhalten und Selbstmord.
Sie haben insgesamt ein geringeres Bildungs-Niveau.
Sie haben geringere Chancen, einen Job zu finden und verdienen im Schnitt weniger.


Aber all die Nachteile werden natürlich aufgewogen dadurch, dass Altenpfleger in ein paar Jahrzehnten ihre Arbeit an unserer Generation viel lieber verrichten werden, einfach weil es auf unseren Körpern viel mehr Botschaften zu entziffern gibt. Unser Körper gleicht dann mittelalterlichen Fresken, und die Pflegerinnen werden untereinander prahlen, wer die interessantesten Botschaften zu lesen vermag.
Um die eigene Toleranz für Tätowierungen zu testen, kann man das Gedankenexperiment durchführen, welche Art von Tätowierung hinzunehmen bereit wäre, wenn man, sagen wir, wegen eines Verkehrsdelikts im Gerichtssaal sitzt und der Richter, zu den Dauerbemalten zählt. "Love" und "Hate" auf den Fingerknöcheln? Ein aus dem Roben-Kragen herausragender Drachenflügel? Ein tätowierter Clownsmund? Oder die Aufschrift auf der Stirn: "Ich gehorche nur Doktor Mabuse"?

Heute Abend wird uns unser englischer Lieblingsgast Jacinta Nandi vielleicht darüber aufklären, was es mit der neuen aristokratischen Frauen-Bewegung auf sich hat, die das männliche Monopol auf die Vererbung von Baronen-Titeln knacken will.